Freitag, 14. Juni 2013

Saturae Mors

Kürzlich musste ich die traurigste Nachricht dieses Jahres erfahren. Ein guter Freunde teilte mir mit, dass die deutsche Satire um einen ihrer hellsten Sterne beraubt wurde.
Ich würde sogar noch wagen, mich weiter aus dem Fenster in die tränendurchschwemmte Nacht hinein lehnen und sage:

DIE DEUTSCHE SATIRE IST TOT!

Ja, tot - ihr habt richtig gelesen.
Der sagenumwobene Satireblog "Stachelbrille" ging vor einiger Zeit vom Netz und hinterlässt schon jetzt eine Lücke, die man mit allen Sandsäcken der Flutkatastrophe in Ostdeutschland nicht füllen könnte.

Geführt wurde Stachelbrille von meinem guten Freund Chris M. aus Düsseldorf. Neben seiner Tätigkeit als Autor und Motivationsexperte ist er auch auf den Bereichen der Anglistik, der Politik und nicht zuletzt der Systemgastronomie äußerst beflissen. Doch sein Hobby war schon immer die Satire und dieser Hingabe frönte er mit seinem viel zu früh dahingeschiedenen Kind "Stachelbrille".

Das Projekt "Stachelbrille" nahm sich aktueller Geschehen aus den Nachrichten aber auch aus dem Alltag an und gab sie in einer bissig würzigen Mischung aus Satire, beißendem Zynismus und Ehrlichkeit wider - denn wer eine gestachelte Brille trägt, muss keine Hand vor den Mund nehmen.
So wälzte sich der Blog durch eine Unzahl verschiedener Aspekte des Lebens und ging ihren Hintergründen nach. Die Intention dabei war es zumeist, aufzuzeigen, wie wunderschön lächerlich unser Leben doch manchmal sein kann. Erst mit dieser Einsicht wurde es wieder möglich, das Leben als das zu betrachten, was es ist. So mancher Leser erkannte sich in den Artikeln selber und musste doch herzhaft über seine eigenen Luxussorgen lachen.

In selten mehr als drei übersichtlichen Nebensätzen zeigte die Stachelbrille dem Leser den Schmutz im eigenen Bart und war sich nicht zu schade, einen Cheeseburger ohne Käse als eine Art neues Nationalgericht anzupreisen. In dieser Hinsicht hatte die Stachelbrille eine extreme Weitsichtfunktion und war in ihrer Satire noch nicht ganz im Zeitgeist. Ganz im Gegenteil: was wir hier genießen konnten, war der Zynismus des 24. Jahrhunderts!

Ich wünsche mir sehr, dass die Welt schnell soweit kommt, diese Art des ehrlichen Humors wahrzunehmen und zu würdigen. Ebenso würde ich mich freuen, bald ein Wiedergeburt des künstlerischen Projektes Stachelbrille zu erfahren, aufdass es noch Hoffnung für die deutsche Satire gebe.

Meinem lieben Freund Chris M. wünsche ich alles Gute auf seinem Erfolgsweg und viel Glück!

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