Dienstag, 9. Juli 2013

Pseudo-Philosophie aus dem Busfenster betrachtet (in Brandenburg)

Wenn unser Zeitalter ein Symbol bräuchte, fiele meine Wahl wohl auf das Windrad, das zur Stromerzeugung dient. Es stellt für mich eine Melange aus Stillstand und Fortschritt, aus Reformierung und konservativen Werten, aus Hoffnung und Ernüchterung dar.
Wie Giganten stehen diese Ungetüme in Seeparks, auf Feldern und vielen anderen Orten unserer Erde herum und beobachten das Land. Manche allein, manche in Gruppen und gerade auf See trifft man die stummen Riesen gerne in gewaltigen Ansammlungen.
Ihre zumeist langsam drehenden Räder und das regelmäßige Leuchten erinnern mich an einen alten Menschen, der am Fenster sitzt und nach draußen schaut, während er routinierte Tagesabläufe pflegt - essen, rauchen, das Gute-Nacht-Bier, der Plausch mit den Nachbarn - alles Routine.
Und zwischendurch wird alles beobachtet. Das macht das Windrad auch zu etwas Warnendem. Wie der alte Mensch vielleicht ein Kind des Wirtschaftswunders, des Wiederaufbaus oder auch des Krieges ist, so ist der graue Riese eine Geburt der Energierevolution und beide stehen für ihre Zeit und mahnen vor dem, was vor ihnen war und was in ihrer Zeit beendet wurde.

Der einzige Unterschied ist, dass die Zeiten der Energiewende noch nicht vollends vorüber sind. Was das betrifft, verkörpert unser sich ewig drehender Freund nicht nur einen Status sondern auch Progression oder zumindest einen Prozess.
Ob es sich nun um ein Symbol handelt, das die Energiewende überleben wird, oder ob das stromerzeugende Windrad in einhundert Jahren als fulminanter Fehlgriff belacht wird, können wir nicht sehen - aber wir sehen die Räder jetzt und sie drehen sich immerzu weiter.
So gesehen ist die Geschichte der Windkraft gar nicht mehr so neu, denn schon zu Kriegszeiten wurden im Norden Europas Windmühlen benutzt, um Strom zu generieren. In der friedlicheren Hälfte des 20. Jahrhunderts (aus westeuropäischem Standpunkt) konnte die Technologie dann Windkraft für die Arbeit des Müllers und für die Erzeugung von Elektrizität trennen und der weitere Fortschritt brachte uns inzwischen High-End-Maschinen, die, überall wo sie können, Hoffnung und Zeichen für die Energiewende zu setzen scheinen.

Betrachtet man es so, finde ich es aber wieder schwammig, ob diese Hoffnung denn berechtigt ist. Ständige technologische Progressionen an einer Idee, die in den 1940er Jahren eher eine Notlösung war, brachten uns schon vieles und die "New Frontier" der erneuerbaren Energieformen ist noch gewaltig. Aber wenn ich auf weitem Felde die grauen Betontürme und ihre drei langsamen Arme ansehe, überkommt mich ein kalter Schauer.
Es ist, als würde die graue, melancholische Aura des Rades fragen, ob wir nicht doch seit fast einem Jahrhundert auf das falsche Pferd setzen oder ob all unser Bemühen nicht doch nur Sisyphos' Weg zum Gipfel ist.
Wie auch unser Zeitalter, das sich auch alten Traditionen zusammensetzt und sich selber als Moderne bezeichnet; welches die Zukunft in der Gegenwart verspricht, ohne die Gegenwart der Zukunft anzuerkennen; was reformativ aussieht und dennoch vielleicht schon bald in einer ferneren Zukunft als zweites dunkles Mittelalter denunziert wird; so stehen auch die Windräder, drehen ihre Blätter, stellen sich gegen den Wind der Ideen, erzeugen den Strom, den wir benötigen und stehen fest verankert mit ihrem einzelnen Fuß in der Mitte des Fortschritts.
Camaleonte

Freitag, 14. Juni 2013

Saturae Mors

Kürzlich musste ich die traurigste Nachricht dieses Jahres erfahren. Ein guter Freunde teilte mir mit, dass die deutsche Satire um einen ihrer hellsten Sterne beraubt wurde.
Ich würde sogar noch wagen, mich weiter aus dem Fenster in die tränendurchschwemmte Nacht hinein lehnen und sage:

DIE DEUTSCHE SATIRE IST TOT!

Ja, tot - ihr habt richtig gelesen.
Der sagenumwobene Satireblog "Stachelbrille" ging vor einiger Zeit vom Netz und hinterlässt schon jetzt eine Lücke, die man mit allen Sandsäcken der Flutkatastrophe in Ostdeutschland nicht füllen könnte.

Geführt wurde Stachelbrille von meinem guten Freund Chris M. aus Düsseldorf. Neben seiner Tätigkeit als Autor und Motivationsexperte ist er auch auf den Bereichen der Anglistik, der Politik und nicht zuletzt der Systemgastronomie äußerst beflissen. Doch sein Hobby war schon immer die Satire und dieser Hingabe frönte er mit seinem viel zu früh dahingeschiedenen Kind "Stachelbrille".

Das Projekt "Stachelbrille" nahm sich aktueller Geschehen aus den Nachrichten aber auch aus dem Alltag an und gab sie in einer bissig würzigen Mischung aus Satire, beißendem Zynismus und Ehrlichkeit wider - denn wer eine gestachelte Brille trägt, muss keine Hand vor den Mund nehmen.
So wälzte sich der Blog durch eine Unzahl verschiedener Aspekte des Lebens und ging ihren Hintergründen nach. Die Intention dabei war es zumeist, aufzuzeigen, wie wunderschön lächerlich unser Leben doch manchmal sein kann. Erst mit dieser Einsicht wurde es wieder möglich, das Leben als das zu betrachten, was es ist. So mancher Leser erkannte sich in den Artikeln selber und musste doch herzhaft über seine eigenen Luxussorgen lachen.

In selten mehr als drei übersichtlichen Nebensätzen zeigte die Stachelbrille dem Leser den Schmutz im eigenen Bart und war sich nicht zu schade, einen Cheeseburger ohne Käse als eine Art neues Nationalgericht anzupreisen. In dieser Hinsicht hatte die Stachelbrille eine extreme Weitsichtfunktion und war in ihrer Satire noch nicht ganz im Zeitgeist. Ganz im Gegenteil: was wir hier genießen konnten, war der Zynismus des 24. Jahrhunderts!

Ich wünsche mir sehr, dass die Welt schnell soweit kommt, diese Art des ehrlichen Humors wahrzunehmen und zu würdigen. Ebenso würde ich mich freuen, bald ein Wiedergeburt des künstlerischen Projektes Stachelbrille zu erfahren, aufdass es noch Hoffnung für die deutsche Satire gebe.

Meinem lieben Freund Chris M. wünsche ich alles Gute auf seinem Erfolgsweg und viel Glück!

Dienstag, 12. März 2013

Das ist doch NSBM!

In meiner Zeit, die ich nun mit dem Genuss von Metal und insbesondere Black Metal verbringe, bin ich immer wieder auf Bands, Plattencover und Texte gestoßen, die zum Reflektieren anregen; zum Nachdenken, ob man diese Künstler reinen Gewissens unterstützen kann oder lieber einen Bogen darum macht.

Mein Interesse für Black Metal und die dazugehörige "Philosophie" begann irgendwann im Jahr 2004, als ich das erste Mal die Band IMMORTAL hörte. Die Musik der Norweger hat mich sofort fasziniert - die kalte Atmosphäre gemischt mit schnellen Riffs, maschinengewehrartigen Blastbeats und kreischendem Gesang hat mich gepackt und gleichzeitig gab es hier schon etwas, was mich stutzig machte.

 

Dieser Albumtitel war mir doch etwas befremdlich und bedurfte einiger Recherche. Die Tatsache, dass die Band IMMORTAL in keiner Weise den Holocaust verherrlicht oder gar leugnet, hat mich dann wieder beruhigt.
Im weiteren Nachforschen erfuhr ich die Essenz der Philosophie des moderneren Black Metal - eine insgesamt misanthropische und oft antichristliche, teilweise satanistische Grundhaltung. Diese Einstellung bedingt in vielen Fällen, dass sich Bands im Sinne ihres Hasses auf die Menschheit die Shoa als Exempel für die maschinelle Auslöschung möglichst vieler Menschen nehmen - der politische Aspekt des Faschismus oder Antisemitismus spielt dort ursprünglich noch keine Rolle!


An diesem Stilmittel bedienten sich viele Black Metal Bands der zweiten Phase. Vor Allem im skandinavischen Raum waren Vergleiche zwischen Holocaust und Homizid sehr beliebt. Unter Anderem die Bands MARDUK, MAYHEM, DARKTHRONE oder IMPALED NAZARENE benutzen es sehr gerne, obwohl keine dieser Formationen dem rechten Lager angehört und besonders die zuletzt Genannten sich sogar sehr offensichtlich von jedem faschistoiden Gedankengut distanzieren.
Leider versteht das nicht jeder!


Viele Black Metaller wurden durch die Darstellung der industriellen Menschenvernichtung in den Texten ihrer Bands beeinflusst und gleichzeitig fanden immer mehr rechtspolitische Flachschädel und Neofaschisten zum Black Metal, da sie dort einen neuen Nährboden ahnten. Sogar politische Größen und Funktionäre unterstützten diesen Wandel und Bands wie WEHRHAMMER, TOTENBURG oder NERVENGAS sprossen wie Schleimpilze aus dem Boden.


Im Zeichen der schwarzen Sonne entwickelte sich eine neue Black Metal Szene, die Deutschtum, Ariertum, Blut & Ehre, Neoheidentum, weiße Vorherrschaft oder einfach nur Neofaschismus und Rassismus hochhält. Die größten Sammelbecken für diesen Schwachsinn sind die Vereinigten Staaten von Amerika, Osteuropa, Skandinavien und (welch Wunder) Deutschland.
Dadurch, dass heute Gruppierungen von hirnamputierten Neonazis NOKTURNAL MORTUM, Темнозорь, SIGRBLOT oder einfallsreiche Bandnamen wie S.S. 1488 und HAKENKREUZZUG durch die Landschaft irren, wird es für den Betrachter immer schwieriger, eine Band mit faschistisch anmutenden Stilmitteln oder tatsächlich politisch motivierter Dummheit voneinander zu unterscheiden.


Man fühlt sich hier ein bisschen an die Zeit der Nazipunks erinnert, wo man manche Bands auch erst nach dem dritten Mal durchhören einordnen konnte.

Das Problem, das sich dadurch heute auftut, ist die Stigmatisierung, die Bands wie IMMORTAL oder IMPALED NAZARENE für ihre frühen Werke von beiden Seiten erfahren. Rechtsextreme Hohlkörper feiern deren Musik, obwohl die Bands selber diese Fans nicht haben möchten und Antifaschisten verdammen die Künstler und ihre Musik als neofaschistisches Gedankengut.
 Man könnte jetzt fragen, ob es nicht schlauer gewesen wäre, von vornherein von den provokante Texten und Aussagen abzusehen, weil man damit den ganzen Ärger hätte verhindern können - allerdings ist eine solche Überlegung a posteriori leider nicht mehr sehr effizient.


Persönlich ärgere ich mich sehr, immer wieder hervorragende Bands wir ANGEL CORPSE, ARGHOSLENT oder BLACK WITCHERY zu entdecken, die mich musikalisch höchst faszinieren und dann feststellen zu müssen, dass diese Künstler oft eine enge Bindung zur League of White Supremacy, zu den Hammerskins oder ähnlichen Organisationen haben.

Die Fragen bleiben ohne Antwort, aber stellen sollte man sie trotzdem: Kann man hier Musik und Politik trennen? Kann man begabte Musiker würdigen, deren Lebenseinstellung komplett mit der eigenen widerspricht - insbesondere wenn es um Faschismus geht?

Durch meine Hörgewohnheiten, denen im Black Metal neben "unpolitischem" BM wie DER WEG EINER FREIHEIT, IMPERIUM DEKADENZ oder MELECHESH ebenso angehören wie eine große Sparte des sogenannten RABM (Red and Anarchist Black Metal) und eben auch einige Bands wie LEICHENZUG, ARGHOSLENT und ANGEL CORPSE, müsste man mich wohl als Kryptofaschisten bezeichnen.
Ich hoffe, die meisten Menschen wissen, dass das nicht der Wahrheit entspricht!

Die Devise heißt weiterhin: LOVE MUSIC - HATE FASCISM!





Camaleonte


Montag, 18. Februar 2013

Verstörendes

Heute ist mit wieder ein Beitrag eingefallen, den ich im Grundschulalter mal in den Nachrichten gesehen habe. Die Nachrichtensendung "RTL Aktuell" mit ihrem Superstar Michael Kloeppel hat es an diesem Tag geschafft, einen großen Teil meiner noch so jungen Kindheit irreversibel zu zerstören.
In dem Beitrag wurde von einem siebenjährigen Mädchen berichtet, dass auf einer Flugzeugtoilette die Spülung betätigt hat, als sie noch darauf saß.
Das ist wahnsinnig dumm! Ich meine, ganz im Ernst... wer macht so was und wie blöd muss man sein? Selbst wenn sie als junges Kind noch nicht zwingend wissen muss, dass Flugzeugtoiletten den Inhalt der Schüssel einfach einsaugen, sollten doch zumindest ihre Eltern ihr gesagt haben: "Kind, sei nicht dumm und steig von der Schüssel, bevor du spülst. Sonst zieht's dir den Hintern ins Klo!"
Oder sind die Eltern etwa auch so sackblöd gewesen, dass sie das nicht gewusst haben?!?
Und mal ganz davon abgesehen: Wer zur Hölle spült ab, während er oder sie noch auf der Kloschüssel sitzt? Das ist absolut sinnfrei und einfach nur bescheuert!
Damit wurde die Geschichte aber noch absurder. Das Kind steckte darauf natürlich erstmal fest und kam nicht wieder von der Toilette runter. Auch zwei Stewardessen haben es mit gemeinsamer Mannes... äh Frauenkraft nicht auf die Reihe gekriegt, die junge Dame vom Thron zu befreien.
Tatsächlich konnte sie aber letztendlich befreit werden, denn Ulrike von der Groeben berichtete zu unserer aller Erleichterung, dass der zufällig eintretende Absturz der Passagiermaschine das Vakuum nehmen konnte.
Was muss das für ein saucooler Tag im Leben einer Siebenjährigen sein? Erst saugt man sich per Knopfdruck den Poppes in eine Flugzeugtoilette, auf der wahrscheinlich schon fünf Paare zuvor eine schnelle Nummer über den Wolken geschoben haben und dann kommen auch noch zwei Stewardessen an, die einem die Scham kaum nehmen, während sie versuchen, das festgesaugte Hinterteil wieder herauszuziehen. Zu allem Glück, das man haben kann, schmiert dann auch noch die Maschine ab und legt eine ordentliche Bruchlandung auf die Piste.
Bis hierhin habe ich mich einfach nur gewundert, wie blöd, unglücklich und einfach ungeschickt man gleichzeitig sein kann und zu alledem auch noch das eigene Pech auf alle Mitpassagiere übertragen kann.
Und wie soll man sich das vorstellen? Wäre sie heute noch auf dem Klo festgesogen, wenn das Flugzeug regulär gelandet worden wäre? Oder hat sich der Pilot gedacht "Ich hab eine geniale Idee; ich setz die Kiste jetzt zu abrupt und so weit von der Landepiste auf den Boden, dass der Unterdruck aus dem Klo entweichen kann."?

Der Punkt, der einen Teil meines Glaubens an die Güte der Welt tötete, kommt aber erst zum Schluss. In der letzten Einstellung konnte man sehen, wie das Mädchen bäuchlings in einem OP Saal lag und ein Bilderbuch ansah. Währenddessen standen vier Ärzte um ihren entblößten Hintern herum, um ihre Blessuren zu behandeln. Dieses Bild hat mich sehr schockiert und ich glaube, ich werde nie wieder der einst so glückliche Mensch sein, der ich war, bevor RTL Aktuell mir diese Bilder zeigte.
Camaleonte

Montag, 28. Januar 2013

Kürzlich durchgelesen: Andreas Dörpinghaus/Ina Katharina Uphoff "Grundbegriffe der Pädagogik"

Das Buch geht bereits in seinem Einführungskapitel in die Vollen und bietet einen Überblick über alle darin vorkommenden Ereignisse - eine Idee, die zwar sehr interessant ist, allerdings die Spannung und den Handlungsstrang von vornherein schwächt.

Die späteren Kapitel haben leider nur teilweise einen roten Faden, schaffen es aber, den Leser zu fesseln; und das komplett ohne einen wirklich Spannungsbogen. Statt vertrackter Handlungen oder wirrer Zusammenhänge schreiben die Autoren eher deklarativ und nüchtern über Fakten, anstatt sie durch Metaphern und Bilder zu verschleiern. Der allgemeine Anspruch macht das Buch dennoch lesenswert.

Die eigentlich Hauptteile befinden sich an völlig unerwartet Punkten und geben das gewisse Aha-Erlebnis, das dieses Buch so interessant macht. Da kann man fast darüber hinweg sehen, dass das Ende keinen wirklichen Zusammenschluss der vorhergehenden Fakten oder eine richtige Auflösung bietet.

Bewertung: Ich hoffe, ich bestehe die Klausur morgen.

Camaleonte

Montag, 21. Januar 2013

Kürzlich durchgelesen: John Niven - The Second Coming

God's coming - Look Busy!

Im Himmel herrscht Hochbetrieb; der allmächtige Schöpfer kommt im Jahr 2011 aus seinem Angelurlaub zurück. Während er seinen Weg durch die Büroräume macht und die Arbeit, die sich in seiner Abwesenheit angestaut hat, betrachtet, sitzt sein eingeborener Sohn Jesus mit Jimi Hendrix im Proberaum und nimmt abwechselnd Joint und Gitarre in die Hand.
Leider hat sich die Situation auf der Welt in den letzten 300 Jahren sehr zum Schlechten gewandelt und neben Krieg, Hunger und Elend ist Gott vor Allem auf eine Sache sauer: institutionalisierte Glaubensgruppen propagieren Homophobie, Hass und Drogenverbote auf dem Planeten. In einer außergewöhnlichen Konferenz beschließt der allmächtige Vater zusammen mit seinen Propheten und seinem Sohn und unter dem Einfluss von einer Vielzahl bester Drogen, dass es nur eine Lösung für diese Menschheit gibt:

Jesus Christus muss ein zweites Mal auf die Erde entsandt werden und der Menschheit die einzige Regel des Lebens klarmachen: BE NICE!

Im Jahr 2011 kehrt der gut aussehende JC in dem Sündenpfuhl New York ein, wo er als junger Gitarrist mit seinem Bassisten Chris, dem Drummer Morgan und einer großen Truppe von Aussteigern eine bessere Welt starten möchte.
Allgemeine Probleme mit dem Gesetz, musikalische Eskapaden und wilde Parties sind nur der Grundstein für JCs neuen Beginn. Es folgt ein Road Trip und ein gewaltiger Medienauftritt vor den Bildschirmen der "One Nation Under God".

John Niven arbeitet mit sehr viel Witz und stellt den eingeborenen Sohn Gottes als das dar, was sich viele nie trauten, zu tun: einen jungen attraktiven Indiegitarristen, der das Leben so locker nimmt, dass sich jeder ein Beispiel daran nehmen sollte - kein Prophet oder Missionar, sondern ein Paradebeispiel sozialer Koexistenz.
Neben einer Menge Kritik an der Gesellschaft und vor Allem an der Einstellung vieler Kirchen ("actually... God LOVES fags.") wird Amerika und auch der Rest unserer westlichen Welt schön durch den Kakao gezogen und das Buch ist bis auf einige Längen im Mittelteil sehr unterhaltsam. Gerade in besagtem Mittelteil kam es mir aber zeitweise vor, als wären Niven die tatsächlichen Ideen ausgegangen und als müsste er sich an seinen Grundmotiven zum nächsten Höhepunkt hangeln.

Trotz aller Lustigkeit ein Buch, das ernsthaft zum Nachdenken anregen kann und dessen Showdown genauso unerwartet wie offenbarend ist.
Nicht nur für Blasphemiker und Theologiestudenten eine Empfehlung - BE NICE!
Schulnote: 2-

Montag, 14. Januar 2013

Failure

Ich habe das Experiment wegen Versagen abgebrochen.
Vielleicht hole ich es zu einem späteren Zeitpunkt nach, vielleicht aber auch nicht. Es ist schwierig, etwas durchzusetzen, hinter dem man nicht steht.
In Zukunft werden hier ab und zu ein paar Erfahrungsberichte auftauchen, aber es wird keine regelmäßige Benutzung mehr geben.

Camaleonte

Donnerstag, 10. Januar 2013

Tag 10

Einen langweiligen Tag und eine durchgelernte Nacht später. Mein Fachwissen ist schneller gewachsen als meine Augenringe - eine beachtliche Leistung! Hier ein Bild von mir.
In einer Nachtschicht, die so langweilig ist, dass man ohne Raucherpause und großes Beschweren 10 Lektionen Differentielle Psychologie lernt, können auch interessante Dinge passieren.
Wie der Wiener Physik Doktorand, der mir ohne größere Gründe ein Risotto gekocht hat und mich über die deutsche Innenpolitik ausgefragt hat.
Oder der Ägypter, der 20 Minuten lang an die Tür geklopft hat, bis ich gemerkt habe, dass das Geräusch NICHT aus der Musikanlage kommt. Ich muss zugeben, dafür hat er echt gelassen reagiert.
Mein Lernfortschritt war gewaltig, vor Allem nach der zweiten Flasche Wasser - der sXe Energy Drink. Ich war so motiviert, dass ich fast eine Übermotivation verspürte. Leider hat mein lieber Bekannter C. Modorok, von welchem dieser Terminus stammt, jeden Kontakt zu mir abgebrochen, sonst würde er sich jetzt sicher freuen.
Ich verweise hier trotzdem auf seinen Blog, da ich ja kein Unmensch bin und ihm jeden Erfolg gönne.

Meine Lerneinheiten handelten größtenteils von Intelligenz, einem Thema, das mir scheinbar fremdgeblieben ist, denn ich habe mich bei dem Wort "Intelligenz" laufend verschrieben.
Dem Ganzen habe ich noch die Krone aufgesetzt, als ich heute morgen die Kaffeemaschine zum Überlaufen brachte - die Straight Edge Phase bekommt mir nicht.

Dafür hatte ich einen schönen Tag an der Uni und habe viele hässliche Menschen gesehen und einen Haufen Idioten dabei beobachtet, wie sie die Präsentation auf der Leinwand Folie für Folie mit ihren Smartphones abfotografieren.
Ich hasse euch!

Zum Abschluss rufe ich den Tag der Wahrheit aus und beginne mit mir selber:
Ich finde es lustig, wenn dicke Menschen hinfallen.
Camaleonte



Mittwoch, 9. Januar 2013

Tag 9

Unsere Band ist super. Wir sind alle begnadete Musiker, sehen super sexy aus und jeder von uns hat ein riesiges Gemächt. Abgesehen davon lief die Probe auch gut.

Noch viel schöner als meine Bandmitglieder war allerdings der Besuch im Labyrinth danach, während welchem ich etwa zwanzig mal erklärt habe, dass und warum ich gerade nicht trinke und rauche - zehnmal davon der gleichen Person. So viele Zigaretten und Getränke wie gestern habe ich schon lange nicht mehr abgelehnt.
Vielleicht muss ich in dieser Hinsicht das "große und das kleine Nein" nochmal lesen, um mich besser durchsetzen zu können.

Nüchtern in Anwesenheit ganz vieler Betrunkener zu sein, gefällt mir immer besser und vor Allem, zuzusehen, wie ein Betrunkener versucht, eine Zigarette zu drehen, kann bessere Unterhaltung sein als Tele 5. [Nichts gegen Tele 5, ich liebe diesen Sender.]
Heute Nacht ist etwas passiert, was ich mir während meiner sXe Phase nicht gedacht hätte.
!!!

(Nein, ich hatte keinen Sex)
Ich habe nicht nur geträumt, dass mein Mitbewohner Nils [Name natürlich geändert] Bier trinkt, nein...! Viel schlimmer!
Ich habe tatsächlich geträumt, dass ich selber Bier trinke.
Das muss ein Zeichen gewesen sein... noch 91 Tage und dieser Traum wird Wirklichkeit!

Noch ein bisschen Lärm zum Abschluss und dann gehe ich zur Arbeit.
Camaleonte

Dienstag, 8. Januar 2013

Tag 8

Ein Abend an der Bar wird erst dann absurd, wenn sich Engländer, Deutsche und Italiener auf französisch unterhalten. Gestern Abend war genau dies der Fall.

Abgesehen davon war es mal wieder einer dieser Abende mit massiven Männerüberhang an der Bar und zwischendurch habe ich zur Ablenkung Leuten beim Rauchen zugeschaut und dabei Cola und Sprite getrunken.
Fraglich, wie lange ich mich selber noch ernst nehmen kann.

Der Lernalltag nervt, es gibt nichts Großes zu sagen. Ich vermisse meine Zigarettenpausen zur Zeit nicht und ernähre mich ungesund - wie es sich für die Klausurenphase gehört.

Aber schönen schwedischen Punkrock habe ich heute entdeckt.
Das war die schwache Ausbeute eines langweiligen Tages. Hoffentlich können Bandprobe und Ausrasten in der Disco das Ganze noch retten.

Camaleonte

Montag, 7. Januar 2013

Tag 7

Alltag, du hast mich wieder.
Am ersten Uni-Tag gleich mal schön zu verschlafen zeugt von einem guten Neustart.
Bis auf eine vegane Pizza, ein paar nette Unterhaltungen und dem kleiner werdenden Drang zu rauchen hatte der gestrige Tag wenig zu bieten.
Jetzt heißt es für mich, den Lernstoff zusammenzukratzen und mich auf die kommenden Prüfungen vorzubereiten. Die Lernerei dürfte intensiver werden, weil die Entspannungszigarette zwischendurch ausfällt - oder ich ersetze sie durch eine Tofuwurst...

Vor mir steht die nächste große Aufgabe: Ich muss am Wochenende die Amtsübergabe des Sondershäuser Verbandes in Marburg ohne Alkohol überleben. Ich habe es vor zwei Jahren in Aachen auch schon geschafft, aber einfacher wird es dadurch nicht.
So far, den Rest des Tages heißt es Nähen, um das dreckige Aussehen zu behalten, Lernen und die Chordamen belästigen.
Camaleonte

Sonntag, 6. Januar 2013

Tag 6

Es ist wohl schon wieder so weit! Ich schreibe schon wieder meine Erkenntnisse nieder und vergewaltige das Hirn jedes freiwilligen Lesers.

Was war das wieder für ein wahnsinniger Abend? Den Tag davor habe ich komplett verpimmelt, um dann fit und munter zum Bahnhof zu stolzieren.
Alleine schon die Zugfahrt war ein Schauspiel für sich. Als einziger Nüchterner hat man immer eine gewisse Sonderstellung, wenn man es noch nicht so gewohnt ist, als Einziger in der Runde nichts zu trinken. Aber es gab Falafel und damit war ich wieder befriedigt - ich bin wohl leicht zu begeistern.
Und dann war es so weit: Ich das erste Mal in meinem Leben in Schweinfurt; und dann auch noch nüchtern! Das Bild, das ich sehen durfte, war das Erwartete: Eine Gruppe Deutschpunker saß in der Unterführung und hörte schlechten Deutschpunk aus einem schlechte Kasi, während sie alle schlecht rochen - das ist Punkrock!
Der Stattbahnhof Schweinfurt selber war dann schon ein etwas anderes Niveau, auch wenn viele der Menschen dort nicht gerade das Maß der Körperpflege waren. Dafür hat der Schuppen aber eine sehr gute Auswahl an Getränken und veganem Essen. Ich könnte mich dort echt wohl fühlen, auch wenn ich lieber ab und zu Eine geraucht hätte...
Gleichzeitig hätte mir weniger Körperpflege eine Menge Geld gespart. Am Mittwoch war ich im Immerhin auf einem Konzert, das den gleichen Eingangsstempel hatte wie das Konzert gestern. Hätte ich mein rechtes Handgelenk zwei Tage nicht gewaschen, wäre ich heute noch um 15€ reicher, aber im Nachhinein ist man immer schlauer; und sauberer und ärmer.

Nach langer Wartezeit begann endlich das Konzert und es war mal wieder einer der Abende, an denen das Rauchverbot in der Halle kein Schwein interessiert hat; das hat es natürlich deutlich einfach für mich gemacht...

ACCION MUTANTE - Ich feiere diese Band, seitdem ich sie vor etwa 4 Jahren das erste Mal gehört habe und es war mal wieder ein grandioser Auftritt. Pure Gewalt, ein nasser Tanzboden und Leute, die darauf ausrutschen und hinfallen. Dazu geballte Energie von den beiden Sängern und den drei Instrumentalisten; wirklich ein schönes Konzert und meiner Meinung nach als erste Band des Abends deplatziert. Oh, what a wonderful world... !

WWK - Österreichischer Punkrock von alten Männern. Abseits der Sprachbarriere fand ich auch den Rest des Auftritts nicht besonders gut. Es gab genug Leute, denen die Band scheinbar gefallen hat, aber für mich hat es sich angehört wie Deutschpunk mit Parkinson oder anderen hektischen Zuckungen. Faszinierend war auch der Gitarrist, der beim Spielen den Mund so weit offen hatte, dass man Angst haben musste, er fiele gleich mit einem Anfall um.

HATEGASM - haben nicht gespielt. Schade, vielleicht hätte ich damit mehr anfangen können.

RAWSIDE - Die Überraschungsband, von der alle schon etwa 2 Wochen im Vorfeld wussten, dass sie auftreten... ÜBERRASCHUNG! Der Sänger hat ein Konzert zu seinem vierzigsten Geburtstag gespielt und sie haben fast eins zu eins den Auftritt von der "Out of Control" Live-CD wiedergegeben. An sich war es nicht verkehrt, aber ich kann mit der Musik einfach nicht mehr so viel anfangen wie früher. Außerdem hätte ich mich über Lieder von der "Widerstand" LP gefreut. Als kleines Extra hat Sänger Henne seinen Sohn Justin auf die Bühne geholt, damit dieser für ein Lied das Schlagzeug spielt. Kein schlechter Gig, aber alleine dafür hätte ich kein Geld ausgegeben.

EXTREME NOISE TERROR - Endlich! Gegen Mitternacht steigt der Headliner des Abends auf die Bühne und mein erster Eindruck war "Großer Gott, sind die alt geworden!". Die Show war dadurch aber keineswegs getrübt und die fünf Briten haben es immer noch raus, eine volle Ladung Energie und Wut in ihre Musik zu drücken. Das Publikum war dementsprechend aus dem Häuschen und es blieb kein Auge trocken.
Leider gab es ein paar technische Probleme mit den Mikrophonen und teilweise waren die Ansagen zwischen den Liedern etwas zu lang und energieraubend, aber es war trotzdem ein gelungenes Konzert, das such absolut gelohnt hat.

Nach der darauf folgenden Heimfahrt und ein paar weiteren nicht gerauchten Zigaretten habe ich nochmal für ein paar Stunden im Laby vorbeigeschaut, um dort Fanta zu trinken und ein bisschen das Tanzbein zu schwingen.
Zum heutigen Tag gibt es nicht viel zu erzählen, außer der Tatsache, dass mein großer Uni Ordner mich vorwurfsvoll anschaut und sagt "Lern mich!".

Dem sollte ich eventuell später noch nachkommen und vorher noch auf die Jagd nach veganem Essen gehen.

Camaleonte

Samstag, 5. Januar 2013

Tag 5

Wie angekündigt habe ich in der gestrigen Nachtschicht eine Strichliste geführt, wie oft ich zum Rauchen rausgegangen wäre, wenn ich zur Zeit rauchen würde. Da die gestrige Schicht extrem ruhig und langweilig war, ist das Ergebnis desaströs.
Man muss dazu bedenken, dass das nur die Zigaretten sind, die ich von 19 bis 24Uhr geraucht hätte; eventuell sind eine oder zwei davon von heute früh.
Letztendlich bin ich aber froh, über jeden Glimmstengel, den ich mir somit sparen konnte.

Ansonsten herrschte gähnende Leere an der Rezeption und bis auf einen Anruf einer Freundin und den kurzen, spontanen Besuch von zwei anderen Freunden hatte ich nicht viel zu tun.
Also habe ich angefangen, eine Playlist zusammenzustellen, die den Putzdienst an unserer Arbeit verschönern soll. Ich präsentiere den ersten Entwurf von Camaleontes "Best of Putzdienst Vol. 1":
1. R. Kelly - I wisch
2. Pink Floyd - Wisch you were here
3. Michael Jackson - They don't really kehr about us
4. K.I.Z. - Klopapier
5. Nickelback - If everyone kehr'd
6. Elton John - Putz weg
7. Outkast - So fresh, so clean
8. Depeche Mode - Clean
9. Metallica - Dirty Window
10. Dave Graham - Dirty sticky floors
11. Pearl Jam - Wash
12. Kaiser Chiefs - The angry Mop
13. Black Sabbath - The Mop rules
14. Dr. Dre & Snoop Dogg - The wash
15. The Roots - I don't kehr

Ich denke mal, damit werde ich in Zukunft mehr Spaß beim Putzen haben.

Meine weitere große Freude war gestern mal wieder die Tatsache, dass Erdnussbutter einfach super ist. Wäre Erdnussbutter nicht vegan, würde ich mir meinen Lebensweg eventuell nochmal überlegen. Erdnussbutter!
Ich bin inzwischen fast fit, ein bisschen sauber und allgemein bereit für die Reise nach Schweinfurt.
Camaleonte

Freitag, 4. Januar 2013

Tag 4

Es ist doch immer wieder schön, aus dem ruhigen Schlaf geweckt zu werden, weil drei noch restbetrunkene Freunde einen rausklingeln. Vor Allem, die dadurch entstandenen Gespräche waren höchst amüsant und ich bin durchaus froh, dass ich mit meiner Schwachsinnigkeit in meinem Freundeskreis nicht allzu sehr auffalle.

Auf dem Konzert, das ich gestern besucht habe, wurde mir wieder klar, wie wichtig ein guter Sänger ist. Zwei der Bands wären echt gut gewesen, wenn der Gesang nur nicht so schrecklich gewesen wäre... Aber es war dennoch ein interessanter Abend - besonders für meine sXe Herausforderung.

Ich saß dort also auf de Sofa bei der Bar und sehe die Lichter um mich herumtanzen. In diesem Moment wurde mir wieder klar, wie unglaublich berauschend diese Atmosphäre im Marihuana Rausch ist.
Gleichzeitig lief eine Rock'n'Roll Playlist, die dazu einlädt, Bier zu trinken und Zigaretten zu rauchen.
Das Interessante ist, dass ich mich kein bisschen daran gestört habe, mit meinem alkoholfreien Weizenbier da zu sitzen und alles über mich ergehen zu lassen.
Dazu muss ich sagen, dass mir die nette junge Dame hinter der Theke die wohl schönste Bierblume aller Zeiten eingeschenkt hat und ich deshalb wohl niemals wieder mit einem Hefeweizen glücklich sein kann, ohne an dieses perfekte Bier zu denken.

Jetzt heißt es aber, neue Ziele in Angriff nehmen: Küche und Bad sind soweit erledigt und nur noch der Wäscheberg lacht mich an und will reduziert werden.

Danach geht's zur Arbeit und dann rückt Extreme Noise Terror immer näher!!!
Camaleonte

Donnerstag, 3. Januar 2013

Tag 3

Erst Tag 3? Naja, aber es geht langsam voran und ich fühle mich echt gut. Ich habe mal wieder einen netten Tag hinter mir und bin doch sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben.

Ich war gestern nach reichlichem Ausruhen mal wieder mit einer Freundin in der Stadt unterwegs, um Tee und Saft zu genießen und unseren örtlichen Second Hand Schallplatten Laden um zwei Klassiker auf DVD zu berauben (schlechte Wortwahl; ich habe sie gekauft). Weiter durch die milde Nacht habe ich darauf eine meiner ruhigsten Nachtschichten seit Arbeitsbeginn angetreten.
Ich habe tatsächlich während der Arbeit drei kleine Ausarbeitungen für die Uni schreiben können! Aber es könnte auch daran liegen, dass sämtliche Zigarettenpausen ausgefallen sind und ich irgendetwas machen musste, um bei Lauen zu bleiben. In der nächsten Nachtschicht werde ich mal eine Strichliste anfertigen, wie oft ich geraucht HÄTTE, wenn ich es zur Zeit täte.
Währenddessen haben mir wieder zwei Lieder den Verstand geraubt...

Morcheeba - Fear and Love
Feist - How come you never go there?

Aber scheinbar ist mein Verstand noch teilweise anwesend, denn heute morgen auf dem Weg nach Hause hatte ich zwei grandiose Ideen.
Zum Einen dachte ich, es sei Zeit, den Bomber der Nation gebührend zu ehren.
Dazu sollte man eine Fernsehsendung konzipieren, die an jedem Kalendertag ausgestrahlt wird und täglich eines seiner 365 Bundesligatore zeigt. Der Aufbau der Sendung ist folgendermaßen geplant:
3 Minuten Vorspann
2 Minuten Ansage des heutigen Tores
2 Sekunden Bildmaterial vom Tor selber
2 Minuten Abspann
2 Minuten Vorschau auf den nächsten Tag.

Ich wette, damit könnte man gute Quoten kriegen.

Meine zweite Idee entstand, als ich fünf ältere Damen am Busbahnhof sah, die sich konstant anschrien und dabei ihre herzerweichenden Stimmen benutzten, die sich oft anhörten wie rostige Reibeisen, die zerborstenen Asphalt streicheln. Man sollte dazu sagen, dass die Damen sich über normale Themen unterhielten und nicht am Streiten waren.
Der daraus entstandene Geistesblitz war ein Trash Movie mit dem Titel
""Psycho Grannies Terrorizing The Inner City". - Der Name ist Programm und wenn man nur genug Blut einbaut, wird der Film in 10 Jahren als Klassiker gehandelt.
Soweit, so gut. Ich werde mich nun zum Kochen aufmachen und vielleicht noch eine Runde zum Nichtrauchen und Nichttrinken rausgehen oder sogar noch ein Konzert besuchen und mich insgeheim freuen, dass ich demnächst wieder nach München fahren werde.
Außerdem steht am Samstag ein Pflichtkonzert an.
Camaleonte.



Mittwoch, 2. Januar 2013

Tag 2

So allmählich kehrt der Alltag zurück. Inzwischen ist auch einer meiner beiden Mitbewohner wieder heimgekehrt und ich fange so langsam an, wieder die Universität und ihre Aufgaben in meinem Leben wahrzunehmen. Dazu gehört auch, dass ich heute in der Nachtschicht noch drei Ausarbeitungen anfertigen werde. Ich hoffe mal, ich habe genug Zeit dafür. Andererseits mache ich ja jetzt keine Raucherpausen mehr an der Arbeit. Das sollte mir deutlich helfen.
Sonst gibt es keine besonderen Eindrücke. Der Drang zu rauchen ist bisher nicht weiter aufgetreten, aber damit werde ich sicherlich im Laufe des Tages noch ein paar Erfahrungen bekommen.
Dafür habe ich eine musikalische Entdeckung gemacht, die mir gerade den Verstand raubt. Die schwedische Ambient/Atmospheric Black Metal Band LUSTRE ist gerade genau das Richtige zum Anhören, wie ich finde.
Camaleonte

Dienstag, 1. Januar 2013

Tag 1

Die 100 Tage haben also offiziell begonnen.
Bei der gestrigen Silvesterfeier habe ich vor zwölf Uhr noch einige Flaschen Bier und 2 Gläser Wein sowie einige Zigaretten zu mir genommen, um vor dem Startschuss noch möglichst viel zu konsumieren.
Dazu haben wir ein gutes Drei-Gänge-Menü gekocht und mein guter Freund Günther [Name geändert] hat einen Nachtisch kreiert, den wir dann mit Bananenschnaps flambiert haben - all das sind Luxusgüter, die ich jetzt längere Zeit nicht mehr genießen werde.
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Um Punkt zwölf habe ich dann, wie angekündigt, mein letztes alkoholisches Getränk zu Ende getrunken und mir meine letzte Zigarette gedreht. Meinen restlichen Drehstoff habe ich meinem Freund Robert [Name geändert] geschenkt, um besser abschließen zu können. So konnte ich die letzten Wirkungen von Alkohol und Nikotin in meinem Körper wüten lassen, während wir uns vom Balkon aus das kriegsähnliche Feuerwerk in und um Würzburg angesehen haben. So beginnt also 2013 - genauso wie eigentlich jedes Jahr ein bisschen: laut, schonmal gesehen, unspektakulär, viel Wind um nichts? - Ich sollte mich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen.
Zurück in unserem schönen Wohnzimmer haben wir Tarotkarten für unser neues Jahr gezogen und meine sagte: "Großes Geschick, Gewandtheit, Spezialisierung, Kunst, Vollendung einer Prüfung."
Es gibt durchaus schlechtere Omen, mit denen man etwas Neues beginnen kann.

Unser weiter weg führte uns in einen lokalen Club, wo wir auf weitere Freunde getroffen sind und noch bis etwa 5Uhr gefeiert haben. Ein etwas merkwürdiger aber auch nicht unschöner Start.
Während der Feier hatte ich zweimal das Bedürfnis mir eine Zigarette anzuzünden, konnte es aber gut unterdrücken und habe den restlichen Abend Limonaden getrunken.

Den ersten Januar lasse ich jetzt gemütlich ausklingen, mache gar nichts und höre Minor Threat, um mich in meiner Herausforderung zu bestätigen.
Camaleonte